Wie alles begann
1991 übernahm ich das kleine Weingut mit Landwirtschaft namens
"Château Les Bouzigues". Als Sohn eines Münchner
Weinhändlers wollte ich die besten Weine der unbekannten Region
im südlichen Bordelais erzeugen (Bordeaux Superieur). Das Ziel
war, sehr langlebige, klassische Bordeaux zu erzeugen, den modischen
Trends widerstehend und einzig den alten Tugenden großer
Bordeaux unterstellt. Eleganz und Langlebigkeit!
Gleichzeitg war der Grundgedanke von Anfang an ein Weingut
aufzubauen, das mit einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft
arbeitet. Das klingt deutlich einfacher, als es in der Praxis ist.
Die Brennerei
Das Erste und Wichtigste war, unseren wertvollen Trester nicht dem
Staat (französisches Recht) zu überlassen, sondern nach
Kompostierung den Weinbergen einen Teil des Entnommenen wieder
zurückzugeben. Also plante und realisierte ich eine
Hofbrennerei, die auch Marc (Grappe/Trester) brennen darf. Nach 2
Jahre langem Kampf und Behördengängen konnte ich 1993 die
bis heute einzige im Bordeaux für Fruchtbrände und Marcs
genehmigte Brennerei einweihen. Seitdem pflücken wir Kirschen,
Mirabellen, Äpfel, Birnen und zuletzt 2009 auch Aprikosen.
Die Landwirtschaft
Bis 2005 hatte ich unsere Restflächen von ca. 15 ha
bewirtschaften lassen, was mir immer weniger gefiel. Seither
säte ich überall Wiesen und tauschte unser unbehandeltes
Heu mit Rindermist befreundeter Landwirte. Die erste Heumad wird
gehächselt und mit dem Rindermist zu Kompost fermentiert (18
Monate) und in die Weinberge ausgebracht. Somit bin ich
unabhängig von der Düngemittelindustrie.
Die Idee mit dem Schwein
2007 im Familienkreis diskutierten wir, welches Essen am besten zu
unseren gereiften Weine von
"Château Les Bouzigues" passt.
Nach langen Abenden des Essens und Trinkens (war keine Strafarbeit
:-) war das Votum fast einstimmig zu Gunsten von feinem
kurzgebratenen Schweinefleisch mit klassischen Bratkartoffeln in
Olivenöl bzw. gedünsteten Gemüse gefallen. Ganz
einfach!!!
Das Problem war nur: Es gab (und gibt) so gut wie kein gutes
Schweinefleisch! Dieses setzt nämlich eine natürliche und
artgerechte Haltung voraus, für die speziell beim Schwein das
Bewusstsein fast völlig abhanden gekommen ist. Ich formuliere
das ganz bewusst so böse, weil es absolut unverständlich
ist, ein Tier von sehr hoher Intelligenz und einem Geruchsinn, der
den eines Hundes bei weitem übertrifft, in industriellen
Schweineställen zu halten. Dort stinkt es nicht nur
bestialisch, es werden prophylaktisch und nicht nach Notwendigkeit
Antibiotika und andere Medikamente verabreicht. Auch wird einem
Schwein von 50 bis 100 kg nur 0,75 m
2 zugestanden! Leider
ist das der Standard im 21. Jahrhundert!
Mit wachsender Begeisterung versuchte ich zwei Jahre lang alles
über dieses wichtigste, älteste und in der Neuzeit am
meisten gedemütigte Nutztier der Menschheitsgeschichte zu
erfahren. Der Entschluß stand 2009 fest:
Wir werden Schweine
halten. Die Wahl fiel nach langer Überlegung auf die fast
ausgestorbene Landrasse
"Bunte Bentheimer". Gründe hierfür
waren:
- Das besonders gute, fein marmorierte Fleisch, das gut zu
unseren Weinen passt.
- Die absolute Unempfindlichkeit gegenüber allen bekannten
Krankheiten.
- Diese Rasse verträgt die ganzjährige
Freiland-Weidehaltung perfekt.
- Erhaltung einer der einst wichtigsten deutschen
Schweinerassen, die in der industriellen Schweineindustrie heute
keine Chance mehr hat.
Das Bouzigues-Schwein
Unser Haltungskonzept sieht folgendermaßen aus:
- Die Schweine werden als Rotte gehalten, 5 Sauen, ein Eber und
die Ferkel. Erst nach ca. 5 - 6 Monaten werden die Jungtiere von
den Eltern getrennt.
- Die Weidefläche für die Zuchtrotte ist circa 30.000
m2 groß, also circa 5.000 m2 pro
Tier! Die Weidefläche für die Jungtiere bis zur
Endmast beträgt nochmals circa 20.000 m2.
- Die Endmast erfolgt für maximal 20 Tiere in unserem
15.000 m2 großen Eichenwald. Dies sind die
streng limitierten "Bouzigues-Schweine Grand Cru".
- Der Rest der Masttiere darf für die Endmast durch die
abgeernteten Weinberge, die mit Wintergerste, Ackerbohnen usw.
bepflanzt wurden. Die Schweine wühlen den gesamten
Weingarten um und sorgen somit für das nächste Jahr
für gratis Düngung und gelockerten Boden. Was für
eine Symbiose ...!!! Das "Bouziges Schwein".
- Die Tiere werden mindestens 15 - 22 Monate alt!
Industrieschweine dürfen nur 6 - 8 Monate leben.
Die Zukunft mit dem "Bouziges-Schwein"
Genau so wie mit unseren Weinbergen sehe ich unsere Zukunft nicht in
der Expansion, sondern im "Immer besser werden". Dies bedeutet das
Beste und Nachhaltigste aus unserem kleinen Betrieb zu holen nach
dem Vorbild der Mischwirtschaft, die leider in den 1950er Jahren von
der Landwirtschaftsindustrie fast vollständig verdrängt
wurde.
Dies bedeutet, dass wir auf maximal 100 Tiere beschränkt sind
und auch nicht mehr anstreben. Eine Schweinezucht ist laut
offiziellen Zahlen mit unter 500 Tiere nicht rentabel. Es gibt
inzwischen Betriebe mit über 10.000 Tieren. Was für eine
"Sauerei".....